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Telegraph Key Museum > USA > BUGS
Was ist ein Bug?
Die Telegrafentaste wurde 1844 von Samuel Morses Kollegen, Alfred Vail, erfunden und erhielt den Namen "Vail Correspondent". Sie war im Grunde ein Schalter mit einem Knopf der auf einem federbelasteten Hebel montiert war. Das Design entwickelte sich weiter, bis das moderne und heute noch übliche Design von Jesse Bunnell in den USA im Jahre 1881 erfunden und patentiert wurde.
Er nannte seine Taste die "Triumpf-Taste".
Doch viele Telegrafisten, die diese einfachen Morsetasten über eine längere Zeit hinweg verwendeten bekamen ein Gesundheitsproblem, den "Glas Arm." Heute wird das gleiche Problem mit Karpaltunnelsyndrom bzw. Tennisarm bezeichnet.
Um 1900 nahm der Telegrammverkehr stark zu und mit den "normalen" (langsamen) Morsetasten war dieser Verkehr fast nicht mehr zu bewältigen.
In der Literatur wurde irgendwo das Telegraphennetzwerk als "Vikorianisches Internet" bezeichnet.
Der Bug wurde 1902 in den USA von Horace G. Martin, einem Erfinder aus New York, erfunden, patentiert, und unter dem Namen "AUTOPLEX" hergestellt. Mit einer Batterie und Spule, ähnlich wie in einer elektrischen Klingel gibt die Autoplex endlose Reihen von Punkten, wenn der Bediener den Hebel in eine Richtung bewegte. Striche wurden manuell durch Betätigen des Hebels in die andere Richtung gemacht.
Da nur die Punkte automatisch erzeugt wurden bekam die Taste den Namen "halbautomatische Taste". Leider benötigt die Autoplex einen separaten Akku / Batterie und war wohl ziemlich teuer.
Zwei Jahre später, am 7. Mai 1904 reichte Horace G. Martin ein Patent für eine rein mechanische halb-automatische Taste ein, diese nannte er "Vibroplex." Die Vibroplex besteht aus einem Hebel, der auf einer vertikalen Lagerachse drehbar montiert ist. Wenn man ein Paddel am Ende des Hebels auf die rechte Seite zog und dort festhielt gab die Taste über
eine vibrierende Feder und einen Anschlag eine Serie von Punkten. Striche wurden manuell durch Betätigen des Hebels in die andere Richtung erzeugt. Unter dem Namen "VIBROPLEX" wurden große Stückzahlen und verschiedene Modelle verkauft, selbst heute ist die Firma noch am Markt.
Innerhalb von zehn Jahren wurde die Vibroplex und eine Reihe von Klonen von anderen Herstellern bei den Telegrafisten sehr beliebt.
Die Firma Vibroplex konstruierte eine Vielzahl von BUGS während ihrer langen Geschichte. Einige Modelle sind ungewöhnlich, einige rar, und einige sind weit verbreitet. Mehrere andere Hersteller produzierten Klone und Kopien von Vibroplexmodellen, einige davon legal und einige illegal unter Mißachtung der Patentrechte.
Im 2. Weltkrieg wurden für das US Siganl Corps von verschiedenen US-Herstellern Kopien der VIBROPLEX Lightning hergestellt und unter dem Kürzel J-36 an die Armee ausgeliefert, so von BUNNEL, LIONEL oder der Metal Stamping Company.
Einige der beteiligten Personen sind interessant und farbenprächtig, wie z.B. Horace G. Martin und J.E. Albright, der das Unternehmen mehr als vierzig Jahre lang leitete, viele dieser Jahre verbrachte er vor Gericht um seine Produkte und seine Patente zu schützen.
Martin war wohl nicht der alleinige Erfinder der halb-automatischen Tasten. William O. Coffee aus Cleveland, Ohio, patentierte mechanische halbautomatische Tasten mit einem vertikalen Pendel am 11. Januar 1904. Er wird nicht viele Exemplare von seinem "Mecograph" mit dem vertikalen Pendel verkauft haben, weil nur noch eine einzige Taste heute bekannt ist.
Allerdings produzierte und verkaufte er eine Reihe von Mecographen in verschiedenen Versionen mit horizontalen Pendel.
Nach dem Auslauf der Patente nach 1920 wurden auch von anderen Firmen diese halb-automatischen Tasten (Semi-Automatic Keys) in großer Modellvielfalt, Anzahl und wechselnder (teilweise minderer) Qualität hergestellt. Man spricht von über 200 bis 300 verschiedenen Modellen allein in den USA.
Fast überall auf der Welt wurden zudem Klone und Kopien der VIBROPLEX hergestellt, teilweise gab es komplette Eigen- und Neukonstruktionen.
Als Markenhersteller konnten sich in den USA z.B. McElroy, Bunnel, Martin, Vibroplex, DOW, TAC, Rotoplex und einige andere durchsetzen, nicht zuletzt wegen der Werbekampagnen in den gängigen Fachzeitschriften.
Viele kleinere Firmen existierten nur für kurze Zeit bzw. sie produzierten diese Morsetasten nur in kleiner Stückzahl. Das sind dann die heutigen Raritäten für Sammler und sie werden zum Teil sehr hochpreisig gehandelt, teilweise kann man sie aber auch "für nen Appel und Ei" erwerben, sie verfügen selten über ein Typenschild, die Qualität kann lausig sein, die
Konstruktion war z.T. wenig dauerhaft oder exakt, zudem hat der Zahn der Zeit in den vergangenen 60 bis 90 Jahren arg an ihnen genagt, die Tasten wurden gewiss nicht für die Ewigkeit gebaut oder konstruiert und im Laufe der Zeit wird wohl das ein oder andere Teil abhanden gekommen sein.
Die Preise der Bugs lagen um 1940 zwischen 4.50 $ für den Bausatz und rund 25.00 $ für einen Luxus-Bug, zuzüglich ca. 1.50 $ für den Koffer. Der Durchschnitt für eine "gewöhnliche" verchromte Halbautomatiktaste bei mittlerer Qualität und Ausführung lag um 12.50 $ (1940). Als "JUNIOR"-Modell (ohne Chromplatte, dafür in lackierter Platte) um ca. 8.00 $.
Doppeltasten / Vollautomaten lagen preislich deutlich darüber und sind deswegen heute für den Sammler fast unauffindbar.
Das Wort "BUG" kommt aus den USA und ist die Bezeichnung für eine halbautomatische Morsetaste, im amerikanischen Sprachgebrauch auch richtigerweise als "Semi-Automatic Key" bezeichnet oder kurz "BUG". In Deutschland wird dieser Tastentyp als Schlackertaste bezeichnet.
Im Gegensatz zur "normalen" Morsetaste mit ihrer Auf- und Abbewegung zur Erzeugung der Morsezeichen ist der "BUG" eine Doppelseitentaste die seitwärts von rechts und von links betätigt wird. Die eine Seite dieser Doppelseitentaste ist dabei mit einer Blattfeder und einem schwingenden Pendel versehen. Wird dieses Pendel mit dem Paddel (Plastikbedienknopf
in Form eines Bootspaddels) in einer Rechtsbewegung angeschlagen so kommt die Feder in Schwingung und gibt automatisch eine gewisse Anzahl von Morsezeichen, den Punkt oder DOT.
Der Strich oder DASH wird dabei herkömmlich durch kurzes Betätigung des Knopfes mit einer Bewegung nach links erzeugt.
Die Geschwindigkeit der Punktfolge kann mit einem Gewicht (bzw. 2 Gewichten je nach Bauform) fein reguliert werden.
Es gibt auch (seltene) Tasten mit Doppelhebel und Doppelfeder, dort werden Punkt und Strich jeweils halbautomatisch erzeugt.
Ebenso gibt es Bugs für Linkshänder, diese sind dann entsprechend spiegelverkehrt aufgebaut, bzw. sie konnten einfach um 180 Grad gedreht (auf den Kopf gestellt) werden, z.B. bei Wilson aus Canada.
Neben der üblichen länglichen Form gab es auch Ausführungen mit seitlich oder mit vertikal (hochkant) angebrachter Mechanik, das sollte für mehr Platz auf dem Stationstisch sorgen. Außerdem gab es Experimente bei denen nicht eine Pendelfeder zur Erzeugung der Zeichen zuständig war, vielmehr wurden kleine Elektrokontakte geschlossen und die Zeichen (Punkte oder Striche) wurden dann von einem Relais mit einstellbarer Geschwindigkeit erzeugt. Da hierbei jedoch stets eine Batterie (oder mehrere) notwendig war hat sich diese System nicht durchgesetzt (Autoplex).
Einige wenige Modelle wurden im damals (um 1940) gerade aufkommenden Stromlinien-Design entworfen und gebaut, selbst heute nach über 70 Jahren haben diese Tasten nichts von ihrer Ästhetik verloren, das ist was ganz anderes wie die üblichen viereckigen "Eisenklötze" als Grundplatte. Sie wurden überwiegend von der Firma McElroy produziert und werden als
TEARDROP-Modelle bezeichnet. Es gibt sie als Bug und auch als Triumpf-Taste in mehreren Ausführungen. Sie wirken besonders gut in der verchromten Ausführung. Außerdem ist ein (minderwertiger) Klon der Triumpftaste bekannt, dieser dann mattschwarz mit Gußfuß.
Um 1930 wurden in Deutschland die ersten Halbautomatiktasten hergestellt, vornehmlich für den Amateurfunksendedienst DASD. Bei der Wehrmacht fanden sie keine Verwendung, möglicherweise hat jedoch der ein oder andere zum Dienst herangezogene DASD-Funker seine private Taste mitgenommen und im Dienst eingesetzt.
In Deutschland wurden diese Tasten von den Charlottenburger Motorenwerken (Novoplex) u. a. hergestellt, überwiegend für den Amateurfunk. Nach dem Krieg wurden auch von Junker oder Bauer Halbautomaten in verschiedenen Ausführungen hergestellt, zudem kamen in den amerikanischen Besatzungszonen nach und nach überzählige Bugs des US SIGNAL CORPS, hier vornehmlich das Modell J-36 Lionel bzw. Bunnel bei den deutschen Amateurfunkern zum Einsatz, bzw. fanden den Weg auf den Schwarzmarkt.
Von Junker sind auch Versionen für die Polizei und das Militär bekannt; in der ehemaligen DDR wurden Tasten unter der Bezeichnung FME hergestellt und u. a. teilweise bei verschiedenen zivilen Funkdienststellen eingesetzt.
Auch in Frankreich wurden J-36 Signal Corps Tasten nachgebaut und unter dem Namen VIBROMORS ab ca. 1950 frei verkauft.
Der Vorteil des BUG ist die höhere Gebegeschwindigkeit, außerdem ermüdet der Telegraphist nicht so stark und es wird dem Tennisarm und anderen Gelenkserkrankungen (Carpal-Syndrom) vorgebeugt. Nach kurzer Eingewöhnung wird die Gebeweise stark vereinfacht.
Da die amerkanischen Telegraphisten nicht auf Stunde oder Monat sondern auf das Wort bzw. die Anzahl der gegebenen Buchstaben bezahlt wurden fand der BUG in den USA sehr schnell eine rasche Verbreitung. Jeder Telegraphist bei den Telegrammämtern oder beim Eisenbahnwesen
hatte seinen "eigenen" Bug, dieser wurde gewöhnlich in einem passenden Holzköfferchen mit Lederüberzug und Tragegriff herum getragen und zu Dienstbeginn an das Leitungsnetz der jeweiligen Gesellschaft (W.U.TEL = Western Union, Southern Bell, Pacific Railroad, Pennsylvania & Ohio Railroad usw.) angeschlossen.
Der Anschluß an das o.g. Leitungsnetz der jeweiligen Gesellschaft erfolgte dabei mit einem flachen Spezialstecker der aus 2 Metallzungen und einem dazwischen liegenden Isolierstreifen bestand. Dieser Stecker wurde bei der Hauptstationstaste (d.h. altes und langsames Standardmodell / Triumpf-Key) zwischen die Kontakte geklemmt und schon konnte man mit der
eigenen Taste im Eiltempo los legen. Es gab auch Stationstasten (Triumpf-Tasten) mit einer seitlichen Anschlußbuchse im Sockel für den o.g. Stecker.
Der Bug wurde überwiegend bei Eisenbahngesellschaften, Telegrafenämtern, dem Militär und auch verschiedenen anderen US-Behörden eingesetzt. Es sind Modelle vom FBI oder der CIA bekannt. Später wurde der Bug dann im Funkverkehr der christlichen Seefahrt oder
dem Amateurfunkverkehr eingesetzt.
Neben den üblichen Standardlackierungen von VIBROPLEX (schwarz - grau - chrom) wurden auch ganze Serien in der Farbe der jeweiligen Eisenbahn- oder Telefongesellschaft lackiert und ausgeliefert.
Da die Semi-Automatic-Taste eine vollkommen andere Gebeweise wie bei einer normalen Morsetaste verlangt und zudem häufig bei Neulingen das Tempo zu hoch eingestellt war kam es sehr häufig zu Fehlern, Irrungen oder unsauberem Geben.
Dieses wird in den USA als BUG oder Fehler / Defekt bezeichnet. Da kommt also der Name her.
Die Firma Vibroplex hat übrigens den BUG = Käfer / Insekt auf ihrem Firmenlogo. Eine nettes Küchenschabenähnliches Insekt als Prägung mit einem rotem Farbklecks auf dem Körper ziert jedes neuere Typenschild.
Siehe auch: Vibroplex Tragekoffer 1945 auf dieser Homepage.
Siehe auch: Vibroplex / Martin 1914 auf dieser Homepage, das Kapitel
bezüglich des Steckers.
Siehe auch Kapitel VIDEOS / Vibroplex hier auf der Homepage
Auf jeden Fall hat jeder BUG ein fantastisches mechanisches Eigenleben, wer es einmal in Natura gesehen hat bzw. selbt einmal damit gegeben hat der kommt davon nicht mehr los. Entweder man liebt es oder man haßt es.
Man sollte sich übrigens vom eigenen Misserfolg bei 1. Geben an einem BUG nicht entmutigen lassen. Jeder BUG ist "anders", die vermeintlich dieselbe Taste des selben Herstellers, jedoch unterschiedliches Baujahr oder Modell, kann trotzdem sehr unterschiedlich sein. Bei 10 vermeintlich mehr oder weniger gleichen / ähnlichen Tasten geben u.U. keine 2 Tasten gleich oder ähnlich oder für das eigene Empfinden (halbwegs) richtig, manche gehen weich und sanft, andere klappern wie der Teufel, manche sind ungenau und neigen gerne zu einem "Extra-Punkt", viele sind nicht weit genug (nach unten in der Geschwindigkeit) verstellbar, dann sind die Kontaktabstände zu unterschiedlich und manche Bugs gehen auf Anhieb gut, jawoll das ist es, bei anderen hilft auch 2 Stunden "Herumspielen" an allen Stellschrauben nichts, man hat immer das Gefühl "das ist es nicht..."
... für hartnäckige Fälle gab es die "Improved Vibroplex" Modelle mit einigen Verbesserungen, außerdem gab und gibt es den "Extented Pendulum Rod" einer Art ausklappbaren Verlängerung der hinteren Pendelstange, mit dem die Gebegeschwindigkeit stufenlos verringert und angepaßt werden kann.
Man sollte verschiedene Modelle / Hersteller ausprobieren und sich dann ggf. entscheiden, im übrigen, üben, üben, üben ... besonders eignen sich die Zeichen F - L - V - ? - U um die Tücken des Objektes zu erkennen ... HIHI ...
Die große Zeit der Bugs war spätestens um 1950 vorbei. Da kamen nämlich im Amateurfunk die ersten elektronischen Keyer mit Röhren- bzw. später Transistortechnik in Mode und die Zeit für die mechanischen Halbautomaten war abgelaufen.
Auch heute noch werden Bugs industriell bzw. handwerklich hergestellt, so z.B. von der Firma Vibroplex in den USA und GHD in Japan. Besonders die GHD Modelle sind kleine handwerkliche Kunstwerke in teilweise gehobener Luxuspreisklasse.
Ein Blickfang auf jedem Stationstisch oder auch in jeder Vitrine ist auf jeden Fall eine Vibroplex Deluxe, voll verchromt mit roten Bedienhebeln.
Ja, und wenn dann der OM an der Station noch damit richtig und fehlerfrei umgehen kann, dann ist Funkerwelt perfekt.
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